„Die unterschiedlichsten Böden finden wir hier auf engstem Raum.“
– Michael Malat
– Michael Malat
Die Lage ist die kleinste Einheit der Herkunft eines Weines und hat einen entscheidenden Einfluss auf seinen Charakter.
Was macht eine Lage aus? Nicht nur der Boden an sich, sondern jenes spezielle Zusammenspiel zwischen Untergrund, Hangausrichtung, Sonne und Niederschlag. Schon fünf Kilometer machen einen gehörigen Unterschied aus.
Alle Malat-Rieden sind, obwohl sie sich alle im Umkreis von wenigen Kilometern befinden, höchst unterschiedlich. Das spiegelt sich im Duft und Geschmack der Ortsweine deutlich wider, ebenso in der hohen Vielfalt des Sortiments.
Davon ist also die Rede, wenn es heißt „Terroir“ – französisch für Boden. Auch „Riede“ für den Weingarten ist eine geläufige Bezeichnung.
Erste Lage 1ÖTW
Vor zehntausend Jahren ging sie zu Ende: die letzte Eiszeit. Eisschilde über Europa, bis zu drei Kilometer dick.
Als das Eis schmolz und die Böden wieder frei lagen, gab es keine Vegetation mehr, die den Boden schützen konnte. Aus kahlen Flussauen, Bergflächen und dem Gletschervorland konnte der Wind deshalb die feinen Partikel mit sich wehen. Über Landstriche hinweg, Schicht für Schicht – das ist die Entstehungsgeschichte von Löss-Böden.
Löss bietet Pflanzen ideale Bedingungen. Ein Meter speichert bis zu 380 Liter Wasser. Er ist leicht zu durchwurzeln und ermöglicht damit besonders für Weinreben – die von Natur aus tief wurzeln wollen – einen guten Zugang zu seiner Geschichte: den gespeicherten Nährstoffen und Mineralien aus allen, in seinen Schichten erhaltenen Epochen.
Die Riede Gottschelle ist die einzige im südlich der Donau gelegenem Kremstal, die so massiv aus Löss besteht. Sie ist bis zu zehn Meter dick und weist unterschiedliche Abschnitte auf, wobei jede von ihnen für eine erneute Eiszeit steht. In der Gottschelle findet sich darüber hinaus auch Urdonau-Schotter, welches die unverwechselbare Mineralik der hier wachsenden Weine begründet.
Durch den hohen Kalkanteil entstehet ein sehr mineralischer Geschmack, mit viel Fruchtschmelz und Anklängen von exotischen Aromen. Die Riede wurde im Jahre 1341 erstmals als „Gotschalich“ erwähnt, was auf das Wort „Götsche“ zurückgehet und einen abrupten Abhang bezeichnet.
Wein aus dieser Lage:
Erste Lage 1ÖTW
Der Urgesteinboden liegt hier praktisch frei, bedeckt von einer nur sehr geringen Humus-Auflage. Steinbühel ist auch unsere trockenste Lage, was in sehr heißen Jahren zu Trockenstress bei den Reben führen kann – aber auch sehr fokussierte, puristische und engmaschige Weine bringt.
Besonders wohl fühlt sich in dieser höher gelegenen Lage der Riesling. Bei einer moderaten Zuckergradation erreicht er eine hohe physiologische Reife. Das Ergebnis sind feingliedrige, niemals üppige Rieslinge, engmaschig, mit reifer und animierender Säure.
Bereits im Jahre 1322 erstmals urkundlich erwähnte, heute ausgezeichnet als erste Lage der Österreichischen Traditionsweingüter.
Wein aus dieser Lage:
Erste Lage 1ÖTW
Der Glimmerschiefer im Boden, der an der Oberfläche in der Abend-Sonne glitzert, gab dieser im Jahr 1562 erstmals urkundlich erwähnten Lage ihren Namen. Die Böden hier sind etwas fruchtbarer als am Steinbühel, dementsprechend erreichen die Trauben auch eine höhere Zuckerreife.
Auf einer breiten Terrassenstufe des alten Talbodens der Donau gelegen, bietet der Untergrund sandige Schichten von Donau-Schotter, darüber findet sich Lösslehm mit Vermengungen von glitzerndem Glimmer.
Die mehr als 30 Jahre alten Rebstöcke bringen kräftige Weine mit cremig-geschmeidiger Textur, die aber dennoch nicht breit oder üppig werden.
Zum Vergleich spannend zu verkosten: Riesling vom Steinbühel und Silberbichl.
Wein aus dieser Lage:
Erste Lage 1ÖTW
Gelegen an der Nordseite der Donau ist die terrassierte Lage Pfaffenberg steil und südöstlich ausgerichtet – und damit starken Wind- und Temperatur-Extremen ausgesetzt.
Nicht nur deshalb ist die Riede Pfaffenberg eine der prestigeträchtigsten Lagen im Kremstal. Bereits im Jahre 1450 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt und ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes Dokument benennt die Riede als „Pfoffenberg“. Es waren also Angehörige der Kirche, die hier schon früh das Potenzial der Lage erkannten und mit den Weinanbau begannen.
Das im Donaugebiet häufig vorkommende Muttergestein, der Gföhler Gneis, ist kristallin und bedingt ein eher dunkelfruchtiges, besonderes Aroma, das man wohl am besten als „Flinty“ bezeichnen kann, hervorragend geeignet für Riesling.
Wein aus dieser Lage:
Klassifizierte Lage
Gesprengt durch Frost und Wasser, zerkleinert über Jahrmillionen – spricht man von Verwitterung stecken Urgewalten, Zeiten und Kräfte dahinter.
Sogar Granit wird irgendwann zu Staub, wenn nur genug Zeit im Spiel ist. Die sich dabei aus dem Stein lösenden Mineralien verteilen sich, Einflüsse wie Wind, Wetter und starke Temperaturgegensätze spielen eine große Rolle.
Zwischen Steinbühel und Gottschelle findet man im Höhlgraben eine Mischung aus verwitterten Stein- und Schotterböden, aber auch hier noch Ablagerungen der Urdonau, wobei sich darauf eine zwanzig bis vierzig Zentimeter starke Lössschicht befindet.
Seit dem Gründungsjahr 1722 bewirtschaftet Malat die Riede Höhlgraben und verfügt über viele Parzellen mit vielfältigen Veltliner-Klonen und Rebstöcken verschiedenen Alters.
Wein aus dieser Lage:
Klassifizierte Lage
Erstmals erwähnt wurde die Lage im Jahre 1562 als „Leigkhersperg“, was für eine durch Abrutschung hervorgerufene, unbewachsene Geländestelle steht. Ein Erdrutsch, der diesen Hang bloßlegte, könnte also der namentliche Ursprung der Riede Leukuschberg sein.
Heute kommt die hier enthaltene Mischung aus Löss und einer sehr hummusreichen oberen Schicht den Grünen Veltliner Reben zugute, die Malat hier angepflanzt und 2019 den ersten Jahrgang dieses Weines in die Flasche gebracht hat: zwar noch ein junger Malat-Weinberg, dennoch mit viel Potential für große Weine – heute und in naher Zukunft.
Wein aus dieser Lage:
Ried Leukuschberg Kremstal Grüner Veltliner
Klassifizierte Lage
Ein Zaum bezeichnet typischerweise eine kleine Geländekante. Der Übergang zwischen flach und steil – und diese Riede trägt als Ausläufer der Lage Silberbichl ihren Namen.
Am Zaum befindet sich genau dort, wo der Silberbichl flach wird.
Der Übergang ist vor allem deshalb spannend, weil Glimmerschiefer vom Silberbichl mitschwingt. In der Ebene jedoch überwiegt Schwemmboden der Donau. Die humusreiche, obere Bodenschicht wird von Schottter getragen und bietet damit genug Durchlässigkeit, um Staunässe zu verhindern.
Das sind ideale Voraussetzungen für dünnschalige Burgundersorten.
Wein aus dieser Lage:
Klassifizierte Lage
Zwischen Höhlgraben und Satzen gelegen, benennt „Rain“ ursprünglich den Grenzstreifen zwischen zwei Feldern. Weil dieser einst oberhalb der Ortschaft Palt gelegen war, bekam diese Riede ihren bis heute unveränderten Namen: Hochrain.
Die gegen Ende der letzten Eiszeit angewehten, mächtigen Löss-Schichten prägen diese Lage am stärksten und bieten den Reben einen gut gelockerten, kalkhaltigen Boden, der dem Wein seine ausgeprägte Mineralik und Salzigkeit verleiht.
Wein aus dieser Lage:
Klassifizierte Lage
Feines Schwemmmaterial, das auf den sandigen Kiesen liegt und über die letzten, etwa 25.000 Jahre bis heute von der Donau auf ihrem natürlichen Talboden abgelagert wurde. Als die Donau noch ihren natürlichen Flussverlauf hatte, waren die Flächen im Bereich der Riede Zistel Überschwemmungspuffer – heute ist Zistel die Lage mit der geringsten Entfernung zur Donau.
Die Nähe zum Wasser spiegelt sich auch im Namensursprung wider. „Zisstl“ benennt altertümlich einen Wassertümpel, oder auch eine Zisterne – einen unterirdisch gemauerten Hohlraum zum Auffangen und Speichern von Wasser.
Die kalkreichen Schichten dieser Riede speichern nicht nur Wasser, sondern sorgen für eine komplexe Spannung an Aromen, besonders im Zusammenspiel mit dem späteren Ausbau des Pinot Gris in kleinen Akazienfässern.
Wein aus dieser Lage:
Klassifizierte Lage
Schon die ersten, urkundlichen Erwähnungen aus dem 15. Jahrhundert geben einen Hinweis auf die hervorragende Eignung dieser Lage für besonderen Weinbau: „Setzen“ – ein Name, der fast wie ein Aufruf zu verstehen ist.
Heute pflanzt Malat hier sowohl den heimischen St. Laurent sowie den internationalen Pinot Noir an. Prädestiniert für Burgunder, sorgen die humusreichen, oberen Schichten für eine reichhaltige Versorgung der Reben mit Nährstoffen. Die quarzhaltigen und kalkreichen Kies-Schichten der einstigen Donau untermauern die empfindlichen Burgunder-Trauben mit einer ausgewogenen Mineralik. Dabei verhindert der gut durchlockerte Boden, dass Feuchtigkeit sich in zu hohem Maße ansammelt und schützt damit vor Fäulnis.
Als Pinot Noir unweigerlich oft mit der Burgund verglichen, als einheimischer St. Laurent die österreichische Interpretation des Burgunders – zwei Besonderheiten aus einer Lage: Ried Satzen.
Wein aus dieser Lage: